Klumpenrisiko im ETF-Portfolio: Zerstört die US-Dominanz deine Rendite? (Interview mit Markus Jordan)

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ETFs gelten als die eierlegende Wollmilchsau der Geldanlage: breit gestreut, kostengünstig und sicher. Doch ist dein Weltportfolio wirklich so diversifiziert, wie du glaubst, oder hast du dir unbewusst ein massives Klumpenrisiko ins Depot geholt? In dieser Episode von „Investier oder Verlier“ fühlen Lukas und der ETF-Experte Markus Jordan (Gründer von extraETF) den beliebtesten Indizes auf den Zahn. Sie decken auf, warum der MSCI World eigentlich eine Wette auf die USA ist, warum „100 % Aktien“ heute keine Pflicht mehr sind und wie du dein Portfolio wirklich krisenfest machst. Schnall dich an, wir nehmen dein Depot auseinander!

Was ist ein Klumpenrisiko und warum sollte es dich interessieren?

 

Wenn wir über Risiken an der Börse sprechen, denken die meisten sofort an den Totalverlust einer einzelnen Aktie, wie es bei Wirecard der Fall war. Ein Klumpenrisiko (oder „Cluster Risk“) ist jedoch tückischer, weil es sich oft schleichend in scheinbar sichere Portfolios einschleicht. Es entsteht, wenn ein zu großer Teil deines Vermögens von einer einzigen Region, einer Branche oder einer Anlageklasse abhängt. Markus Jordan bringt es auf den Punkt: „Diversifikation ist das einzige Gratis-Mittagessen an der Börse.“ Wer dieses Prinzip missachtet und alles auf eine Karte setzt, riskiert, dass bei einer Krise in genau diesem Sektor das gesamte Depot in die Tiefe gerissen wird, ohne dass andere Positionen den Sturz abfedern können.

 

Die „Magnificent Seven“: Warum dein MSCI World eigentlich ein Tech-ETF ist

Viele Anleger wiegen sich in falscher Sicherheit, weil sie einen ETF auf den S&P 500 oder den MSCI World besparen und denken, sie seien damit weltweit und branchenübergreifend investiert. Die Realität sieht jedoch anders aus: Durch die enorme Kursrallye der letzten Jahre dominieren die US-Tech-Giganten diese Indizes massiv. Die sogenannten „Magnificent Seven“ – also Apple, Microsoft, Alphabet, Amazon, Nvidia, Meta und Tesla – machen mittlerweile rund 35 % des gesamten S&P 500 aus. Das bedeutet, dass mehr als ein Drittel deiner Performance von der Laune von nur sieben Technologieunternehmen abhängt.

Auch im globalen MSCI World sieht es kaum besser aus, da die USA dort mittlerweile mit über 70 % gewichtet sind. Markus warnt davor, dieses Risiko zu unterschätzen: „Wenn du heute einen S&P 500 kaufst, kaufst du eigentlich einen Tech-ETF.“ Das ist per se nicht schlecht, wenn man sich dessen bewusst ist und an die Tech-Dominanz glaubt. Gefährlich wird es jedoch für Anleger, die glauben, sie hätten ein neutrales Weltportfolio, während sie in Wahrheit eine hochkonzentrierte Wette auf den US-Technologiesektor und den Dollar eingegangen sind.

Markus Jordan warnt: „Oft ist es so, dass man neben dem ETF auch noch Einzelaktien wie Apple oder Nvidia kauft. Dann hast du die Aktie im ETF hoch gewichtet und zusätzlich noch einzeln im Depot. So entsteht ein massives Klumpenrisiko, ohne dass du es merkst.“

Versteckte Gefahren: Währungsrisiken und der Home-Bias

Neben der Tech-Lastigkeit gibt es zwei weitere Klumpen, die oft übersehen werden:

Der Währungs-Klumpen (US-Dollar): Neben der Branchen-Konzentration lauert im MSCI World noch ein weiteres Risiko: Du wettest nicht nur auf Unternehmen, sondern massiv auf den US-Dollar. Da der US-Anteil in diesen Indizes so dominant ist, hängt deine Rendite direkt am Wechselkurs zwischen Euro und Dollar. Steigt der Euro gegenüber dem Dollar, verliert dein Depot rechnerisch an Wert, selbst wenn die Aktienkurse in den USA stabil bleiben. Das ist kein Grund zur Panik, aber ein Faktor, den viele Anleger schlichtweg ignorieren: Wer glaubt, er investiert global neutral, hat oft unbewusst ein riesiges Währungskonto in Dollar eröffnet.

Der Home-Bias: Ein weiteres psychologisches Phänomen ist der sogenannte „Home Bias“ – die Tendenz, überproportional in heimische Aktien zu investieren, weil man die Unternehmen kennt. Viele deutsche Anleger packen sich den DAX ins Depot, obwohl Deutschland wirtschaftlich gesehen nur einen winzigen Bruchteil der Weltwirtschaft ausmacht (weniger als 3 %). Damit machst du dein Vermögen extrem abhängig von der deutschen Wirtschaftspolitik und dem hiesigen Standortrisiko. Markus rät dringend dazu, die emotionale Brille abzusetzen:

„Nur weil du bei Lufthansa fliegst oder einen VW fährst, heißt das nicht, dass diese Aktien die besten Renditebringer für dein Weltportfolio sind.“

 

Das vergessene Risiko: Der Asset-Klumpen (Nur Aktien)

Neben der regionalen Konzentration gibt es ein weiteres Risiko, das viele junge Anleger oft ausblenden: den Asset-Klumpen. Wer zu 100 % in Aktien investiert, setzt darauf, dass die Wirtschaft immer wächst, ignoriert aber die heftigen Schwankungen (Volatilität), die Aktien mit sich bringen. In Krisenzeiten korrelieren fast alle Aktienmärkte miteinander – wenn es kracht, dann meist überall gleichzeitig. Ein reines Aktienportfolio hat in solchen Phasen keinen Puffer, der Verluste auffängt, was viele Anleger psychologisch überfordert und zu panischen Verkäufen zum Tiefstpunkt verleitet.

In der letzten Dekade der Nullzinsphase gab es dazu kaum eine Alternative (TINA-Prinzip: „There Is No Alternative“), da sichere Anlagen keine Rendite brachten. Doch diese Zeiten sind vorbei. Heute, wo US-Staatsanleihen wieder attraktive Zinsen von 4,5 bis 5 % bieten (Stand 2025), ist eine Quote von „100 % Aktien“ keine Zwangsläufigkeit mehr, sondern eine bewusste Wette auf maximales Risiko. Markus betont, dass Anleihen heute wieder ihre klassische Rolle als Stabilitätsanker erfüllen können, ohne dass man dabei komplett auf Rendite verzichten muss. Wer heute noch „All-In“ in Aktien geht, muss sich darüber im Klaren sein, dass er den vollen Sturm ohne Schutzschild aushalten muss.

 

Keep it simple, stupid: Die perfekte ETF-Strategie für Faule

Viele Anleger neigen dazu, ihre Portfolios unnötig zu verkomplizieren, in der Hoffnung, den Markt zu schlagen. Markus Jordan hat dazu eine klare Meinung, die er im Podcast mit einem spannenden Experiment untermauert. Seine Philosophie lautet: „Keep it simple, stupid“. Anstatt stundenlang über die perfekte Ländergewichtung zu grübeln, solltest du dich auf das Wesentliche konzentrieren: Einfach anfangen und breit streuen. Wer versucht, durch kleinteilige Optimierungen den nächsten Hype vorherzusehen, landet oft nur bei höheren Kosten und mehr Stress, ohne am Ende eine bessere Rendite zu erzielen.

 

Das 3-Portfolio-Experiment: Warum 6 ETFs nicht besser sind als einer

 

Markus erzählte von einem Vortrag in Zürich, für den er drei verschiedene Portfolio-Ansätze gegeneinander antreten ließ. Das erste Portfolio bestand simpel aus einem einzigen ETF (MSCI ACWI IMI), der die ganze Welt abdeckt. Das zweite Portfolio splittete klassisch in Industrieländer und Schwellenländer (z.B. 80/20). Das dritte Portfolio war ein komplexes Konstrukt aus sechs verschiedenen Regionen-ETFs, um die Weltwirtschaft möglichst präzise nachzubilden.

Das Ergebnis war verblüffend und ernüchternd zugleich: Alle drei Portfolios lieferten fast identische Renditen und hatten ein nahezu gleiches Risiko. Der einzige spürbare Unterschied war der Aufwand. Während das 1-ETF-Portfolio pflegeleicht vor sich hin lief, erforderte das 6-ETF-Portfolio ständiges Rebalancing und verursachte mehr Transaktionskosten. Markus’ Fazit ist eindeutig: „Es ist signifikant einfacher, ein Portfolio mit einem ETF zu betreuen.“ Ob du nun 3 % Kanada separat gewichtest oder nicht, macht am Ende für deinen Vermögensaufbau keinen kriegsentscheidenden Unterschied.

 

Marktkapitalisierung vs. BIP: Lohnt sich das „Verkünsteln“ wirklich?

Ein häufiger Streitpunkt unter ETF-Nerds ist die Gewichtung: Soll man stur nach Marktkapitalisierung investieren (was aktuell zu einem hohen USA-Anteil führt) oder lieber nach Bruttoinlandsprodukt (BIP) gewichten? Lukas gibt zu, dass er sich früher auch „verkünstelt“ hat, um den USA-Klumpen zu umgehen. Doch Markus warnt vor der Illusion der Kontrolle. Eine Gewichtung nach BIP klingt in der Theorie fair, ist in der Praxis aber schwer umzusetzen und oft teurer.

Zudem ist die Unterscheidung nach Ländern in einer globalisierten Welt oft irreführend. Ein Unternehmen wie Apple sitzt zwar in den USA, macht aber Umsätze auf der ganzen Welt. Ist es also wirklich nur ein „US-Risiko“? Markus rät dazu, sich von diesen akademischen Diskussionen zu lösen, wenn man noch am Anfang steht. „Das wäre so, wie wenn man sagt, ich will jetzt mal anfangen zu kochen und man rennt sofort in den Feinkostladen“, vergleicht er treffend. Erst wenn das Vermögen wächst und man ein Gefühl für die Märkte entwickelt hat, kann man über Feinjustierungen nachdenken – notwendig ist es für den Erfolg aber nicht.

 

Asset Allocation: So baust du ein krisenfestes Weltportfolio

Viel wichtiger als die Frage „USA oder Europa?“ ist die Entscheidung über deine Asset Allocation, also die Aufteilung auf verschiedene Anlageklassen. Hier liegt der wahre Hebel für dein Risiko-Rendite-Profil. Markus betont, dass die Energie, die viele in die Auswahl der perfekten Aktienregion stecken, besser in die grundsätzliche Struktur des Portfolios investiert wäre. Denn ob du 100 % Aktien hältst oder 20 % Anleihen beimischst, verändert den Charakter deiner Geldanlage fundamental.

Aktien, Anleihen, Gold & Krypto: Was gehört wirklich rein?

Warum ist „nur Aktien“ ein Risiko? Aktien bieten zwar langfristig die höchsten Renditechancen, schwanken aber auch am stärksten. In einem Crash können sie schnell mal 50 % an Wert verlieren. Wenn du in diesem Moment Geld brauchst oder die Nerven verlierst und verkaufst, ist der Verlust real. Andere Asset-Klassen dienen hier als Stoßdämpfer:

 

    • Anleihen (Bonds): Sie bringen Stabilität und laufende Erträge. Wenn Aktien crashen, bleiben Anleihen oft stabil oder steigen sogar, was den Gesamtverlust des Portfolios abfedert. Markus erklärt: „Anleihen sollen das Ganze stabilisieren.“

    • Gold: Dient als Versicherung gegen Systemkrisen und Währungsverfall. 

    • Krypto: Markus sieht Bitcoin & Co. als legitime Beimischung für mehr Rendite-Kick, aber mit Vorsicht. „Ich würde das mit 5 % gewichten“, sagt er. Es ist die scharfe Sauce im Portfolio: Ein bisschen gibt Würze, zu viel macht das Gericht ungenießbar.

Risiko-Management: Warum „All-In“ Aktien nicht für jeden passt

Die Faustformel „100 minus Lebensalter = Aktienquote“ hat ausgedient, aber das Prinzip dahinter bleibt wichtig: Dein Portfolio muss zu deinem Leben passen. Ein 28-Jähriger wie Lukas kann einen Börsencrash aussitzen und Verluste durch sein zukünftiges Einkommen ausgleichen. Ein 60-Jähriger, der kurz vor der Rente steht, kann sich einen 50-prozentigen Einbruch seines Lebenswerks nicht leisten.

Markus bringt das Beispiel seines 88-jährigen Vaters, der immer noch fast 100 % in Aktien hält – einfach, weil er das Geld nicht zum Leben braucht und es vererben will. Das zeigt: Risiko ist höchst individuell. Es geht nicht um eine starre Zahl, sondern um die Frage: „Wie geht es dir, wenn dein Depot 50 % im Minus ist?“ Wenn du bei dieser Vorstellung Panik bekommst, ist deine Aktienquote zu hoch – egal, was die Rendite-Optimierer auf YouTube sagen.

 

Der große Portfolio-Check: Lukas lässt die Hosen runter

Jetzt wird es ernst: Lukas legt sein privates Depot offen und lässt es von Markus gnadenlos analysieren. Anders als viele Anfänger, die blind dem Hype folgen, hat Lukas versucht, es besonders schlau zu machen. Sein Ansatz orientiert sich an Strategien (ähnlich dem GPO von Dr. Andreas Beck), die nicht stur der Marktkapitalisierung folgen, sondern die USA bewusst untergewichten und Europa sowie Schwellenländer stärker betonen. Dazu kommen noch Themen-Wetten.

Doch der Blick auf die Performance ist ernüchternd: Während der normale Weltmarkt (MSCI ACWI IMI) im betrachteten Zeitraum +86 % gemacht hat, dümpelt Lukas‘ Depot bei +40 % herum. Was ist da schiefgelaufen?

 

Lukas‘ Depot-Struktur (Realität):

 

Position Strategie Anteil

HSBC MSCI World 

A1C9KK

Core – Industriestaaten mittlere und große Unternehmen 30 %

iShares MSCI EM IMI

A2JDYF

 Core – Schwellenländer kleine, mittlere und große Unternehmen 20 %

Fidelity Global quality Income

A2DL7E

Core – Industrieländer Qualitätsfaktor mit Fokus Dividendenwachstum 15 %

MSCI Europe Small Cap 

DBX1AU

Core – Europa Small Cap Faktor 15 %

WisdomTree Global Quality Dividend Groth 

A2AG1D

Core – Industrieländer Qualitätsfaktor mit Fokus Dividendenwachstum 15 %

SPDR S&P U.S. Dividend Aristricrats

A1JKS0

Satelit – Amerikanische Unternehmen Qualitätsfaktor mit Fokus Dividendenwachstum 5 %

iShares Global water ETF

A0MM0S

Unternehmen aus der globalen Wasserversorgung und Wasseraufbereitung 5 %

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Analyse 1: Die „Besserwisser“-Falle (Underperformance durch Untergewichtung)

Markus zeigt Lukas schonungslos auf, warum er den Markt nicht geschlagen hat: Er hat gegen die Gewinner gewettet. Indem Lukas (nach dem Vorbild von Andreas Beck) den US-Anteil auf ca. 50 % reduziert hat (statt der üblichen ca. 66 %), hat er genau den Motor abgewürgt, der die Börsen in den letzten Jahren getrieben hat: Big Tech.
Markus analysiert: „Dein Portfolio ist viel breiter gestreut, aber das hat dich Rendite gekostet.“ Lukas hat zwar weniger Klumpenrisiko, aber er hat die Party an der Wall Street verpasst, weil er zu stark auf Europa und „vernünftige“ Bewertungen gesetzt hat. Das ist per se nicht falsch, erfordert aber enorme Geduld, wenn der US-Markt jahrelang davonläuft.

 

Analyse 2: Themen-ETFs als Rendite-Killer

Ein weiterer Fehler, den Markus identifiziert, sind die Themen-ETFs. Lukas hat in Wasser investiert, weil die Story gut klingt („Wasser wird immer gebraucht“). Doch Markus stellt die entscheidende Frage: „Warum hast du den Wasser gekauft?“
Die bittere Realität: Diese Themen-ETFs haben oft hohe Kosten und laufen oft schlechter als der breite Markt, weil die Erwartungen schon längst in den Kursen eingepreist sind. Lukas muss zugeben, dass diese Positionen kaum Mehrwert geliefert haben und eher aus einem Bauchgefühl heraus gekauft wurden. Markus‘ Urteil ist klar: Solche engen Sektor-Wetten sind oft unnötiges Ballast, das die Performance verwässert („Diworsification“).

 

Analyse 3: Dividenden vs. Wachstum

Zusätzlich setzt Lukas unter anderem mit dem Fidelity Global Quality Income auf Dividenden-Titel. Das ist eine legitime Strategie für Cashflow, aber in einer Phase, in der Wachstumsaktien (Growth) dominieren, wirkt das wie eine Handbremse. Markus lobt zwar die Qualität der Titel (Substanzwerte), merkt aber an, dass Lukas hier eine aktive Entscheidung gegen den Markt getroffen hat. Er hat „Value“ gekauft, während „Growth“ durch die Decke ging.

Das Fazit zum Depot: Lukas hat sich „verkünstelt“. Er wollte das Risiko minimieren und schlauer sein als der Markt, hat aber am Ende deutlich schlechter abgeschnitten als jemand, der einfach „dumm“ einen einzigen MSCI World ETF gekauft hätte.

 

Der „Finanzfluss“-Ansatz vs. Dr. Andreas Beck: Was die Analyse zeigt

In der Finanz-Community tobt seit Jahren ein Glaubenskrieg: Reicht ein ETF, oder muss es die ausgeklügelte Strategie sein? Auf der einen Seite steht der klassische „Finanzfluss“-Ansatz (oft 70 % World / 30 % Emerging Markets), der versucht, die Wirtschaftskraft der Schwellenländer stärker zu gewichten als es die reine Marktkapitalisierung tut. Auf der anderen Seite stehen wissenschaftliche Portfolios wie das von Dr. Andreas Beck („Global Portfolio One“), die durch Faktoren wie Small Caps oder antizyklisches Investieren versuchen, den Markt langfristig zu schlagen und Krisen abzufedern.

Markus hat diese Ansätze in einem Backtest gegeneinander antreten lassen – und das Ergebnis ist ernüchternd für alle Optimierer. Legt man die Performance-Kurven der letzten Jahre übereinander, sind sie fast deckungsgleich. Ob du nun das komplexe 6-ETF-Weltportfolio baust oder einfach den „stinklangweiligen“ MSCI ACWI IMI kaufst, macht in der Endabrechnung kaum einen Unterschied. Der massive Mehraufwand an Rebalancing und Transaktionskosten beim komplexen Portfolio frisst den minimalen theoretischen Vorteil oft wieder auf. Markus’ Fazit: Für 95 % der Privatanleger ist die einfache 1-ETF-Lösung nicht nur bequemer, sondern netto oft sogar rentabler, weil weniger Fehler passieren.

 

Fazit: Weniger ist mehr – Fang einfach an!

Die wichtigste Erkenntnis aus dem Gespräch mit Markus Jordan ist, dass erfolgreiches Investieren nicht kompliziert sein muss. Im Gegenteil: Komplexität ist oft der Feind der Rendite. Ein einfaches Weltportfolio, das stur durchgezogen wird, schlägt langfristig fast alle aktiven Strategien und wilden Sektor-Wetten. Ob du nun 100 % Aktien hältst oder Anleihen beimischst, hängt nicht von Markttrends ab, sondern einzig und allein von deiner persönlichen Risikotragfähigkeit und deinem Schlafbedürfnis.

Lass dich nicht von der Angst vor Klumpenrisiken lähmen, aber sei dir ihrer bewusst. Wenn du weißt, dass dein ETF zu 70 % aus USA und zu 20 % aus Tech besteht, ist das in Ordnung – solange du nicht panisch verkaufst, wenn es dort mal kracht. Für alle, die noch zögern: Es gibt keinen perfekten Zeitpunkt und kein perfektes Portfolio. Der größte Fehler ist nicht, den falschen ETF zu wählen, sondern gar nicht erst anzufangen. Also: Depot eröffnen, Sparplan einrichten und das Leben genießen.

Häufige Fragen

Ein Klumpenrisiko entsteht, wenn ein großer Teil deines Portfolios von wenigen Aktien, Branchen oder Ländern abhängt. Im MSCI World machen z.B. US-Aktien über 70 % aus, und Tech-Werte dominieren stark. Wenn dieser Sektor schwächelt, trifft es das gesamte Depot.

Für junge Anleger mit langem Horizont kann das sinnvoll sein, aber es ist riskant. Aktien schwanken stark. Wer das Geld bald braucht oder schlecht schläft, wenn das Depot 50 % im Minus ist, sollte Anleihen oder Gold als „Stoßdämpfer“ beimischen.

Nein, meistens nicht. Ein einziger weltweiter ETF (wie der MSCI ACWI oder FTSE All-World) deckt bereits tausende Unternehmen ab. Mehrere ETFs erhöhen oft nur den Aufwand und die Kosten, ohne das Risiko signifikant zu senken.

Markus Jordan spricht davon, Krypto nur als kleine Beimischung zu sehen, etwa bis zu 5 % des Portfolios. Es ist eine hochspekulative Anlageklasse, die enorme Chancen, aber auch das Risiko eines Totalverlusts birgt.

Der Home-Bias ist der Fehler, zu stark in heimische Aktien (z.B. DAX) zu investieren, weil man die Firmen kennt. Das erhöht das Risiko, da man sich zu sehr von der wirtschaftlichen Lage eines einzigen, oft kleinen Landes abhängig macht.

Disclaimer:

Hinweis: Dieser Beitrag dient ausschließlich Informations- und Bildungszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Die genannten Beispiele, Einschätzungen und Strategien sind allgemeiner Natur und berücksichtigen nicht deine persönliche Situation.
Investitionen in Wertpapiere, Fonds, ETFs oder andere Anlagen sind mit Risiken bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals verbunden. Triff deine Entscheidungen eigenverantwortlich und informiere dich bei Bedarf zusätzlich, z. B. bei einer unabhängigen Honorarberatung oder Steuerberatung.

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