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Aktienrebell Jannes Lorenzen im Interview: Seine ETF-Strategie, Faktor-Investing und die Kunst, resilient zu bleiben

Ausreden? Zählen nicht. Rumjammern über hohe Bewertungen? Bringt keine Rendite. Während die einen noch zögern, machen die anderen. Und genau deshalb haben wir uns auf dem Börsentag in Berlin einen geschnappt, der für alles andere als Stillstand steht: Jannes Lorenzen.

Man kennt ihn als den „Aktienrebell“ – die Stimme der Vernunft in einer oft lauten Finanz-Bubble. Und als Geschäftsführer von JustETF, Europas größtem ETF-Portal. Wir haben ihn zur Seite genommen und Klartext geredet.

Wie sieht seine persönliche ETF-Strategie wirklich aus? Welchen Platz haben Faktor-ETFs wie Momentum & Co. in einem Depot, das Krisen überleben soll? Und warum ist es verdammt wichtig, auch mal den Finger in die Wunde zu legen, wenn in der Finanz-Bubble Unsinn verzapft wird?

Klartext statt Hype: Warum sachliche Kritik die Finanzszene besser macht

Wer Jannes Lorenzen verfolgt, weiß: Er hat keine Angst offen Kritik zu äußern. Wir haben ihn direkt auf eine seiner Aktionen angesprochen, die für ordentlich Furore gesorgt hat – seine sachliche Kritik an den Falschaussagen anderer Finfluencer. Seine Antwort darauf war so klar wie seine Anlagestrategie.

Für ihn ist das keine persönliche Sache, sondern eine Mission. Es geht um Anlegerschutz. Wenn Investmentthemen falsch oder irreführend dargestellt werden, sieht er es als seine Pflicht, die Fakten geradezurücken. Nicht um jemanden an den Pranger zu stellen, sondern um die Community vor teuren Fehlern zu bewahren.

“Vielmehr dominiert für mich das Thema, Anleger zu schützen und dass nicht jeder das Recht hat, einfach Unsinn in die Welt rauszugeben.“”

Das Ganze passiert aber nicht mit dem erhobenen Zeigefinger oder unsachlichem Bashing. Seine Stärke ist die ruhige, faktenbasierte Analyse. Er zerlegt die Aussagen, nicht die Person dahinter. Und genau diese respektvolle, aber unmissverständliche Art ist es, die ihm in der Szene so viel Glaubwürdigkeit verleiht. Am Ende des Tages geht es um eines: die Qualität der Finanzbildung hochzuhalten. Denn dein Geld ist zu wichtig, um es auf Basis von Halbwissen zu investieren.

Der Weg zum „Aktienrebell“: Zwischen Uni-Wissen und schmerzhaften Real-Life-Lektionen

Hinter jedem, der heute Klartext spricht, steckt eine Story. Bei Jannes war es kein geradliniger Weg zum Finanz-Guru, sondern eine Mischung aus trockener Uni-Theorie und einer Lektion aus dem echten Leben, die richtig wehgetan hat.

Alles begann im Hörsaal. Während andere noch mit den Augen rollten, merkte er: Der wissenschaftliche Blick auf Kapitalmärkte fasziniert ihn. Er verstand die Modelle, die Theorien und die Logik dahinter. Doch die Theorie allein ist nur die halbe Miete.

Der eigentliche Game-Changer passierte in seiner eigenen Familie. Seine Mutter hatte Geld angelegt – nicht Unmengen, aber genug, dass ein Verlust schmerzt. Sie hatte blind einem Steuerberater vertraut, der ihr hoch und heilig versprach, alles sei sicher. Das Investment: sogenannte Schiffscontainer-Fonds. Das Ergebnis: Das Geld war weg.

Dieser Moment war die brutale Realität, die auf die saubere Theorie aus der Uni traf. Auf der einen Seite das Wissen, wie man es richtig macht. Auf der anderen Seite die schmerzhafte Erfahrung, wie schnell man alles verlieren kann, wenn man unwissend ist und falschen Versprechungen glaubt.

Genau aus diesem Spannungsfeld wurde die Mission des „Aktienrebell“ geboren: Finanzbildung, die verständlich ist, die vor Fehlern schützt und die eine Brücke zwischen der Wissenschaft und deiner persönlichen Realität schlägt. Er fing an, sein Wissen zu teilen, weil es damals online kaum verlässliche, gut aufbereitete Informationen gab. Er wurde zum Bullshit-Filter, den er sich für seine eigene Mutter gewünscht hätte.

Wer ist der „Aktienrebell“?

Hinter dem Namen „Aktienrebell“ steckt mehr als nur ein Blog oder ein Podcast. Es ist die persönliche Marke von Jannes Lorenzen, dem Geschäftsführer von JustETF. Aber „Rebell“ bedeutet hier nicht, blind gegen das System zu wettern. Es bedeutet, gegen die Komplexität, die Intransparenz und das Bullshit-Bingo der Finanzindustrie zu rebellieren.

Seine Mission ist es, Privatanlegern die Werkzeuge an die Hand zu geben, die sie wirklich brauchen. Sein Ansatz ist dabei glasklar:

  • Wissenschaft statt Hype: Seine Inhalte basieren auf wissenschaftlichen Erkenntnissen, nicht auf dem neuesten heißen Trend.
  • Verständlichkeit statt Fachchinesisch: Er bricht komplexe Themen wie ETF-Replikation oder Wertpapierleihe so herunter, dass du sie wirklich verstehst.
  • Transparenz statt Interessenkonflikte: Er legt seine Einnahmequellen offen und setzt auf Modelle, die ihm erlauben, objektiv zu bleiben – wie seine kuratierten Deep-Dive-Kurse.

Er ist die Stimme für alle, die keine Lust mehr auf leere Versprechungen haben und stattdessen auf zeitloses, bewährtes Wissen setzen wollen. Hier geht es zu seinem yputube-Kanal: https://www.youtube.com/@Aktienrebell

„Warum nicht einmal richtig gut machen, einmal gut aufbereiten? Und dann ist es auch für jeden viel günstiger, als sich zehn Stunden Honorarberater zu holen.“

Jannies Lorenzen's Portfolio-Aufbau: Die 70/30 ETF-Strategie erklärt

Vergiss komplizierte Excel-Tabellen und theoretische Musterportfolios. Jannes‘ Ansatz ist pragmatisch, über Jahre gewachsen und auf das Wesentliche reduziert. Seine grobe Aufteilung ist simpel, aber wirkungsvoll:

  • 70 % stecken in ETFs
  • 30 % stecken in Einzelaktien

Die Einzelaktien sind sein persönliches Spielfeld für Deep Dives und Einzelwetten. Für uns ist aber der ETF-Teil der entscheidende, denn hier steckt die Blaupause für eine solide, diversifizierte Strategie, die jeder nachbauen kann.

Innerhalb dieses ETF-Blocks gibt es zwei Kernkomponenten:

  1. Der Motor für Wachstum: Globale Aktien-ETFs
    Das Fundament seines Portfolios ist ein klassisches Weltportfolio. Er setzt auf maximale Streuung mit ETFs auf den MSCI All Country World (ACWI) und ergänzt diese mit Emerging Markets ETFs. Das Ziel: An der globalen Wirtschaftskraft teilhaben, Klumpenrisiken vermeiden und langfristig von Wachstumstrends profitieren. Das ist die absolute Basis, die nicht verhandelbar ist.
  2. Der Anker für Stabilität: Der risikofreie Puffer
    Hier wird es spannend. Jannes hält ca. 10-20 % seines Portfolios in sehr risikoarmen Anlagen wie Anleihen- und Geldmarkt-ETFs. Das ist seine Alternative zum Tages- oder Festgeld. Dieser Puffer hat eine klare Aufgabe: In Krisen Stabilität geben, Liquidität sichern und ihm die mentale Stärke verleihen, den Aktienanteil auch dann zu halten, wenn die Märkte verrücktspielen.

Was heißt das für dich? Dein Portfolio braucht beides: Einen Wachstumsmotor und einen Stoßdämpfer.

Hier ist die Logik als übersichtliche Tabelle:

Portfolio-Baustein

Funktion im Portfolio

Beispiele / Anmerkung

Globale Aktien-ETFs

Der Motor für langfristiges Wachstum und Rendite

MSCI ACWI, FTSE All-World, MSCI World

Emerging Markets ETFs

Zusätzliche Diversifikation und Wachstumschancen

MSCI Emerging Markets IMI

Anleihen-/Geldmarkt-ETFs

Stabilität, Liquidität & mentaler Anker in Krisen

Kurzlaufende Staatsanleihen-ETFs, Geldmarkt-ETFs

Einzelaktien (optional)

Satelliten für gezielte Investments (für Fortgeschrittene)

Persönliche Auswahl nach intensiver Analyse

Aber das ist nur die Basis. Die eigentliche Finesse, mit der Jannes sein Portfolio weiter optimiert, kommt mit der nächsten Ebene ins Spiel: dem Faktor-Investing.

Faktor-Investing für Fortgeschrittene: So nutzt du Momentum und Minimum Volatility ETFs

Wenn die 70/30-Basis deines Portfolios steht, kommt der Feinschliff. Statt einfach nur den breiten Markt zu kaufen, kannst du gezielt auf bestimmte Eigenschaften von Aktien setzen – sogenannte „Faktoren“. Das ist kein Hexenwerk, sondern wissenschaftlich fundiert. Jannes nutzt vor allem zwei dieser Faktoren, um sein Depot noch robuster und smarter zu machen.

Wichtig vorab: Faktoren sind das Gewürz, nicht die Hauptmahlzeit. Sie sind eine Beimischung, kein Ersatz für dein globales Kerninvestment.

1. Der Momentum-Faktor: Systematisch auf Gewinner setzen

Die Idee: Aktien, die in den letzten Monaten stark gestiegen sind, neigen dazu, diesen Trend kurzfristig fortzusetzen. Ein Momentum-ETF kauft also automatisch die „Highflyer“ des Marktes.

Jannes‘ smarter Einsatz: Er gibt ehrlich zu, dass er sich schwertut, Aktien wie NVIDIA zu kaufen, wenn sie schon durch die Decke gegangen sind. Sein Bauchgefühl schreit: „Das ist zu teuer!“ Um diesen persönlichen Bias auszugleichen, nutzt er einen Momentum-ETF. Dieser kauft emotionslos genau die Aktien, die er selbst vielleicht verpassen würde. So stellt er sicher, dass er an den stärksten Markttrends teilhat, ohne selbst zocken zu müssen.

Merke: Ein Momentum-ETF ist deine Waffe gegen die eigene Zögerlichkeit. Er zwingt dich, bei den Gewinnern dabei zu sein.

2. Der Minimum Volatility-Faktor: Dein Stoßdämpfer für unruhige Zeiten

Die Idee: Dieser Faktor filtert Aktien heraus, die historisch weniger stark schwanken. Das Ziel ist nicht maximale Rendite, sondern ein ruhigerer Ritt, besonders wenn die Märkte turbulent werden.

Jannes‘ smarter Einsatz: Stell dir vor, die Märkte sind heiß gelaufen und du machst dir Sorgen vor einem Crash. Die Panikreaktion wäre, alles zu verkaufen. Ein riesiger Fehler. Jannes bleibt investiert, aber er nutzt den Minimum Volatility-Faktor als eine Art Dimmer. Er kann einen Teil seines Geldes in einen solchen ETF umschichten, um das Risiko zu senken. Fällt der Markt, fällt dieser ETF im Idealfall weniger stark. Ist die Krise vorbei, kann er wieder offensiver werden.

Merke: Ein Minimum Volatility-ETF ist dein Werkzeug, um investiert zu bleiben, auch wenn dein Kopf dir sagt, dass es brenzlig wird. Es ist die smarte Alternative zum panischen Verkaufsknopf.

Bonus-Tipp: Small Caps nicht vergessen! Ein klassischer MSCI World deckt nur große und mittelgroße Unternehmen ab. Die kleinen, oft agileren Firmen (Small Caps) fehlen. Ein Small-Cap-ETF ist daher eine der einfachsten und effektivsten Ergänzungen, um dein Portfolio wirklich vollständig zu machen und das "Small Cap"-Faktorrisiko mitzunehmen.

Resilienz ist King: Warum dein risikofreier Anteil mit dem Leben wachsen muss

Du kannst die beste ETF-Strategie der Welt haben – wenn eine unerwartete Rechnung, ein Jobverlust oder die Planung für Nachwuchs dich zwingt, deine Aktien im tiefsten Crash zu verkaufen, war alles umsonst. Genau deshalb ist der langweiligste Teil deines Portfolios in Wahrheit der wichtigste: der risikofreie Anteil.

Jannes hat es im Interview selbst auf den Punkt gebracht: Seine Sicht auf diesen Puffer hat sich massiv verändert, seit er Vater ist. Plötzlich sind da neue Fragen: Was passiert in der Elternzeit? Was, wenn unvorhergesehene Ausgaben für das Kind kommen?

„Du hast eine ganz andere finanzielle Ausgangslage, als wenn du auf einmal sagst, na guck mal hier, Elternzeit und dann doch nochmal länger.“

Dein risikofreier Anteil von 10-20 % ist kein totes Kapital, das keine Rendite bringt. Es ist deine Resilienz-Versicherung. Es ist das Geld, das dir den Rücken freihält und dir erlaubt, bei deinem langfristigen Plan zu bleiben, egal was kommt. Es ist die eiserne Reserve, die verhindert, dass du deine Wachstums-Assets anfasst, wenn du es am wenigsten tun solltest.

Denk an diese Lebensphasen:

  • Berufseinstieg: Der Puffer kann kleiner sein, du bist flexibel.
  • Familiengründung/Immobilienkauf: Der Bedarf an Sicherheit und Liquidität steigt massiv an. Dein Puffer muss mitwachsen.
  • Kurz vor der Rente: Du fängst an, das Risiko langsam zu reduzieren und den Puffer wieder zu erhöhen.

Hör auf, diesen Anteil nur als Renditebremse zu sehen. Sieh ihn als das Fundament, auf dem dein gesamter finanzieller Erfolg aufgebaut ist. Ohne dieses Fundament ist dein Portfolio nur ein Kartenhaus, das beim ersten Windstoß zusammenfällt. Echte finanzielle Stärke ist nicht, die höchste Rendite zu jagen. Echte Stärke ist, auch im Sturm souverän zu bleiben.

Fehlerkultur mit Mehrwert: Diese Lessons learned sparen dir Nerven und Geld

Wer behauptet, beim Investieren keine Fehler zu machen, lügt. Der Unterschied zwischen Profis und Amateuren ist, dass Profis aus ihren Fehlern lernen. Jannes hat im Gespräch offen über seine eigenen Lernkurven gesprochen und du kannst dir daraus wertvolle Abkürzungen für deinen eigenen Weg ziehen.

Learning #1: Der Home-Bias-Fallstrick
Ganz am Anfang seiner Reise hat auch Jannes in einen klassischen DAX-ETF investiert. Klar, die Unternehmen kennt man, es fühlt sich vertraut an. Das Investment lief zwar gut, aber heute würde er es nicht mehr so machen. Warum? Weil es eine Wette auf ein einziges Land mit wenigen Branchen ist. Die Lektion ist simpel: Echte Diversifikation ist global. Verliebe dich nicht in deinen Heimatmarkt, nur weil er sich vertraut anfühlt.

Learning #2: Wenn der Faktor kippt – Das Russland-Desaster
Faktor-Investing ist smart, aber nicht ohne Risiko. Ein Paradebeispiel war ein ETF, der auf Emerging Markets mit hoher Dividende setzte. Klingt super, oder? Das Problem: Russische Aktien waren aufgrund ihrer hohen Ausschüttungen und günstigen Bewertungen stark gewichtet. Als der Ukraine-Krieg begann und diese Aktien quasi über Nacht wertlos wurden, ist der ganze ETF eingebrochen.

Die Lektion hier ist brutal, aber wichtig: Auch ein Faktor kann ein Klumpenrisiko erzeugen. Schau immer unter die Motorhaube deines ETFs. Verstehe, worin du investierst, und stelle sicher, dass du nicht unbewusst eine zu große Wette auf ein einzelnes Land oder eine einzelne Branche eingehst.

JustETF: Das Werkzeug hinter dem Experten

Jannes Lorenzen ist nicht nur der Kopf hinter „Aktienrebell“, er ist auch der Geschäftsführer von dem, was er selbst als Europas größtes ETF-Portal bezeichnet: JustETF. Aber was bedeutet das für dich? Ganz einfach: JustETF ist dein mächtiges Werkzeug, um vom Wissen ins Handeln zu kommen.

Stell dir die Plattform wie ein Schweizer Taschenmesser für deine ETF-Strategie vor. Statt dich durch unzählige Broker-Websites und unübersichtliche Factsheets zu quälen, bekommst du hier alles an einem Ort:

  • Die ultimative ETF-Suche: Du suchst einen MSCI ACWI ETF mit niedrigen Kosten und physischer Replikation? Die Suchfunktion filtert für dich aus Tausenden von Produkten in Sekundenschnelle die passenden heraus.
  • Der knallharte Vergleich: Du kannst ETFs direkt gegenüberstellen und sie nach den wichtigsten Kriterien vergleichen: Kosten (TER), Fondsgröße, Ausschüttungsart und vieles mehr.
  • Der Sparplan-Finder: Du weißt, welchen ETF du willst, aber nicht, bei welchem Broker du ihn am günstigsten besparen kannst? Der Sparplan-Vergleich zeigt dir, wo du die besten Konditionen bekommst.
  • Das Wissens-Fundament: Du willst verstehen, was „Wertpapierleihe“ wirklich bedeutet oder wie ein Swap-ETF funktioniert? Das Portal bietet unzählige Artikel und Guides, die genau solche Fragen beantworten.

Im Grunde ist JustETF der ultimative Ausreden-Killer. Die Plattform gibt dir alle Daten und Fakten an die Hand, die du brauchst, um eine fundierte, selbstbestimmte Entscheidung zu treffen. Es ist das Navigationssystem für deine ETF-Reise – den Motor starten und losfahren musst du aber selbst.

Fazit: Die wichtigsten Learnings von Jannes Lorenzen für deinen Erfolg

Okay, fassen wir den ganzen Klartext zusammen. Wenn du nur vier Dinge aus diesem Gespräch mitnimmst, dann diese:

  1. Dein Fundament ist nicht verhandelbar: Ein global diversifizierter ETF-Kern (MSCI ACWI oder ähnlich) ist die absolute Basis. Keine Ausreden, keine Kompromisse. Das ist dein Motor.
  2. Faktoren sind das Gewürz, nicht die Hauptspeise: Nutze Momentum oder Minimum Volatility gezielt als Beimischung, um dein Portfolio smarter zu machen. Aber wette niemals dein gesamtes Vermögen auf einen einzigen Faktor.
  3. Resilienz schlägt Rendite: Dein risikofreier Anteil ist deine wichtigste Versicherung. Passe ihn an dein Leben an. Er gibt dir die mentale Kraft, Krisen durchzustehen, ohne die Nerven zu verlieren und zu verkaufen.
  4. Kenne die Geschichte, dann bleibst du cool: Die Märkte werden immer wieder verrücktspielen. Wer die Krisen der Vergangenheit studiert hat, weiß, dass nach jedem Sturm wieder die Sonne scheint. Das Wissen gibt dir die Ruhe, einfach investiert zu bleiben.

Am Ende des Tages ist es simpel: Hör auf, nach dem heiligen Gral zu suchen. Bau dir ein robustes System, automatisiere es und lass es für dich arbeiten. Wer nicht investiert, verliert. Wer smart und resilient investiert, gewinnt.

FAQ

Das ist ein entscheidender Punkt, der im Interview nicht explizit vorkam. Um deine Ziel-Allokation (z.B. 70/30) beizubehalten, solltest du einmal im Jahr (oder wenn die Anteile stark abweichen, z.B. um 5 %) ein Rebalancing durchführen. Das bedeutet: Du verkaufst einen kleinen Teil der gut gelaufenen Anlageklasse (z.B. Aktien) und kaufst von dem Geld die schlechter gelaufene (z.B. Anleihen) nach. Das zwingt dich antizyklisch zu handeln: Gewinne mitnehmen und günstig nachkaufen.

Tagesgeld ist super für den Notgroschen, da es quasi risikolos ist. Geldmarkt- und Kurzläufer-Anleihen-ETFs sind der nächste Schritt. Sie können eine etwas höhere Rendite bieten, unterliegen aber leichten Kursschwankungen. Sie sind also risikoarm, aber nicht komplett risikofrei. Der Vorteil: Du kannst sie wie eine Aktie jederzeit kaufen und verkaufen und sie einfach in deinem Depot neben deinen Aktien-ETFs verwalten.

Die Aktienrebell Academy ist der Name für den Online-Kursbereich von Jannes Lorenzen. Wie er im Interview erklärt, ist das sein Weg, sein gesamtes Wissen strukturiert und ohne Interessenkonflikte weiterzugeben. Es ist kein Geheimwissen, sondern ein „roter Faden“ für alle, die tiefer in die Materie eintauchen wollen, als es ein einzelner Podcast oder Artikel leisten kann. Du zahlst für die kuratierte Aufbereitung, die Einordnung und die Zeitersparnis – quasi ein 1:1-Coaching als Videokurs.

Vorsicht vor dem „Faktor-Zoo“! Es ist verlockend, das Portfolio mit vielen spannenden Faktor-ETFs zu überladen. Das macht es aber nur komplexer und teurer. Die Lektion von Jannes ist: Nutze Faktoren gezielt, um ein bestimmtes Problem zu lösen oder einen Bias auszugleichen. Ein oder zwei strategisch gewählte Faktor-ETFs als Beimischung sind smart. Fünf oder sechs sind meistens nur teures Chaos. Weniger ist hier definitiv mehr.

Klares Nein, zumindest nicht am Anfang. Jannes betont, dass sein Portfolio „historisch gewachsen“ ist. Der 30-%-Anteil ist das Ergebnis jahrelanger Erfahrung. Für 99 % aller Anleger ist eine reine ETF-Strategie der einfachere und sicherere Weg. Konzentriere dich auf eine ETF-Portfolio-Strategie – das ist Gold wert.

Faktoren sind einfach messbare Eigenschaften von Aktien, die langfristig eine Überrendite versprechen können. Hier sind die Big Player:

  • Value-Faktor: Kaufen, was günstig ist. Ein Value-ETF sucht nach Aktien, die im Verhältnis zu ihrem inneren Wert (z.B. gemessen am Buchwert oder Gewinn) billig sind. Es ist die klassische Strategie von Warren Buffett.
  • Small-Cap-Faktor: Auf die Kleinen setzen. Small-Cap-ETFs investieren in Unternehmen mit geringerer Marktkapitalisierung. Die Idee: Kleinere Firmen haben oft ein höheres Wachstumspotenzial als die etablierten Giganten.
  • Momentum-Faktor: Auf die Gewinner aufspringen. Ein Momentum-ETF kauft systematisch die Aktien, die in den letzten 6-12 Monaten am besten gelaufen sind. Die Theorie: Trends neigen dazu, sich kurzfristig fortzusetzen.
  • Quality-Faktor: Nur die Klassenbesten kaufen. Ein Quality-ETF filtert nach Unternehmen mit stabilen Geschäftsmodellen, geringer Verschuldung und hohen Gewinnen. Du kaufst quasi die Bilanzen der Champions.
  • Minimum-Volatility-Faktor: Die Chill-Pille für dein Depot. Dieser Faktor-ETF investiert in Aktien, die historisch am wenigsten geschwankt haben. Das Ziel ist nicht maximale Rendite, sondern ein ruhigerer Ritt in turbulenten Zeiten.
  • Political-Risk-Faktor: Das ist weniger ein klassischer Faktor als ein Risikofilter. Hierbei wird versucht, das Risiko politischer Instabilität (z.B. in Schwellenländern) zu bewerten und zu minimieren. Einige ETFs schließen Länder mit hohem politischen Risiko aus.

Disclaimer:
Dieser Artikel dient ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Die hier geäußerten Meinungen und Tipps sind die persönlichen Ansichten der Interviewpartner und der Autoren und sollten nicht als Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Finanzprodukten verstanden werden. Jede Investition birgt Risiken, bis hin zum Totalverlust. Bitte informiere dich umfassend und hole gegebenenfalls professionellen Rat ein, bevor du Anlageentscheidungen triffst.

Über die Autoren:
Laura Podleska und Lukas Beisswenger sind die Stimmen hinter dem Podcast #investieroderverlier. Beide investieren selbst und haben zahlreiche Finanzprodukte getestet und machen Finanzen endlich verständlich, ehrlich und unterhaltsam. Ihr Ziel: Junge Menschen motivieren, ihre Geldanlage selbst in die Hand zu nehmen – ohne Fachchinesisch, aber mit Klartext und Community-Power.

 

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