Börse Düsseldorf & Börsen Bunch TV – Praxis-Tipps für ETF-Einsteiger, Dividenden und Disziplin
Anlegertag Düsseldorf, Börse Düsseldorf, Börsen Bunch TV- Interview mit Thomas Strelow
Der Anlegertag in Düsseldorf gehört zu den spannendsten Veranstaltungen für Privatanleger in Deutschland. Wir haben dort mit Thomas Strelow von der Börse Düsseldorf gesprochen, der zusätzlich durch den YouTube-Kanal Börsen Bunch TV bekannt ist. Im Interview teilt er nicht nur Einblicke, wie der Börsenalltag heute tatsächlich aussieht, sondern auch wertvolle Tipps für Einsteiger rund um ETF-Sparpläne, Dividendenstrategien und langfristiges Investieren.
Was steckt heute hinter der Börse Düsseldorf? Vom Parketthandel zum digitalen, dezentralen Handel
So funktioniert der Börsenalltag 2025: Computergestützt, ruhiger, effizienter
Viele denken bei „Börse“ an hektische Trader, die lautstark Orders schreien – das klassische Bild aus Hollywood-Filmen. Doch die Realität sieht völlig anders aus: Schon vor über 25 Jahren wurde der Parketthandel in Düsseldorf eingestellt. Seither läuft der Börsenhandel vollständig elektronisch und computergestützt.
Das Ergebnis: Der Börsenalltag ist deutlich ruhiger, effizienter und präziser geworden. Keine hektischen Zurufe mehr, sondern strukturierte und transparente Abläufe über digitale Systeme.
Market Maker und längere Handelszeiten: Was Anleger darüber wissen sollten
Auch wenn die Börse Düsseldorf ihren Standort im Rheinland hat, arbeiten viele Market Maker dezentral – zum Beispiel aus Büros in Frankfurt. Durch die Digitalisierung haben sich zudem die Handelszeiten verlängert und die Auswahl an investierbaren Titeln stark erweitert. Für Anleger bedeutet das: deutlich mehr Flexibilität und Zugang zu internationalen Märkten.
Doch was genau ist ein Market Maker?
Ein Market Maker (auf Deutsch: Marktpfleger) ist ein Handelsteilnehmer, der jederzeit An- und Verkaufskurse für bestimmte Wertpapiere stellt. Er sorgt also dafür, dass zu jeder Zeit ein Handel möglich bleibt – selbst dann, wenn gerade wenig Nachfrage oder Angebot von privaten Investoren besteht.
- Vorteil für Anleger: mehr Liquidität, geringere Spreads (Differenz zwischen Kauf- und Verkaufskurs) und somit stabilere Preise.
- Beispiel: Will ein Anleger eine Aktie sofort verkaufen, garantiert der Market Maker den Kauf – selbst wenn gerade kein anderer Käufer da ist.
Damit erfüllen Market Maker eine zentrale Stabilitätsfunktion für den Börsenhandel. Ohne sie müssten Anleger beispielsweise länger auf passende Gegenparteien warten, was gerade in weniger liquiden Werten sehr nachteilig wäre.
Börsen Bunch TV im Porträt: 100 Jahre Erfahrung, Anlegerpsychologie und aktuelle Markttrends
Entstehung und Team: Warum der Kanal während Corona gestartet ist
Im Jahr 2020 – mitten in der Corona-Zeit – gründete Thomas gemeinsam mit zwei Partnern den YouTube-Kanal Börsen Bunch TV. Mit dabei sind Jay aus Dortmund und Tino aus Dresden, sodass das Trio fast 100 Jahre Börsenerfahrung vereint.
Die Idee: Anlegern praxisnah und ohne kompliziertes Fachchinesisch Einblicke in die Finanzwelt geben. Besonders spannend ist die Kombination aus langer Berufserfahrung und frischen Marktbeobachtungen – ein Mehrwert, den weder reine Anfänger noch „alte Hasen“ allein erzeugen könnten.
Inhalte mit Mehrwert: Magnificent Seven, Meme Stocks und der Blick auf die USA
Der Kanal deckt eine breite Palette an Themen rund um die Börse ab:
- Anlegerpsychologie – wie Emotionen Kauf- und Verkaufsentscheidungen beeinflussen.
- Aktuelle Markttrends, von den „Magnificent Seven“ im Tech-Sektor bis hin zu Boom-Phänomenen wie Meme Stocks (z. B. GameStop).
- Internationale Perspektive, insbesondere auf die USA, wo oft die spannendsten Börsengeschichten entstehen.
Fehler vermeiden statt Hypes jagen: Warum „Defense“ an der Börse zählt
Statt den schnellen Kick durch riskante Spekulationen zu suchen, setzen Thomas und sein Team auf das Motto „mehr Defense als Offense“.
- Ziel: Risikomanagement im Vordergrund halten.
- Warnsignale am Markt ernst nehmen, ohne in Crash-Panik zu verfallen.
- Chancen erkennen, aber immer mit Blick auf ein stabiles Basisinvestment.
Dieses ausgewogene Mindset – optimistisch, aber kritisch – macht das Format besonders wertvoll für Einsteiger, die ihre ersten Schritte an der Börse gehen und nicht nur Schlagzeilen oder Social-Media-Hypes hinterherlaufen wollen.
Gelernt aus 30 Jahren Börse: Diversifikation, Crash-Phasen und das „In Stärke einsteigen“
Nie alle Eier in einen Korb: Was die Telekom-Story Anlegern lehrt
Ein Klassiker der deutschen Börsengeschichte ist der Börsengang der Deutschen Telekom 1996. Viele Privatanleger sahen in der „Volksaktie“ das sichere Geschäft – und investierten große Summen gleich mehrfach in die nachfolgenden Kapitalerhöhungen.
Das Ergebnis: Die Aktie stieg zunächst stark, fiel aber später massiv zurück – ein schmerzhafter Verlust für Kleinanleger, die alles auf eine Karte gesetzt hatten.
Das Learning: Diversifikation ist Pflicht. Wer sein Geld breit streut, senkt das Risiko, dass ein einzelner Wert das gesamte Depot ruiniert.
Mehrjährige Bärenmärkte aushalten: Unterschiede zu kurzen „Buy the Dip“-Rücksetzern
Viele junge Anleger kennen an den Märkten nur das Motto: „Buy the Dip“ – also jeden Rücksetzer schnell nachkaufen. Doch Thomas erinnert an die Jahre 2000 bis 2003, als die Märkte nach der Dotcom-Blase fast drei Jahre am Stück nach unten gingen.
Für Anleger, die nur kurze Dellen gewohnt sind, ist so eine Phase eine echte mentale Herausforderung.
Learning: Langfristige Marktzyklen verstehen. Wer weiß, dass Bärenmärkte auch mehrere Jahre dauern können, bleibt ruhiger und gibt nicht vorschnell auf.
Trends reiten statt verpassen: Warum ein Einstieg in steigende Kurse sinnvoll sein kann
Ein weiterer Fehler vieler Anleger: Sie warten ewig, weil ihnen eine Aktie „zu teuer“ erscheint. Beispiele gibt es genug – von Apple bis Alphabet. Wer auf den perfekten Einstieg gewartet hat, verpasste die Chance, langfristig in starke Firmen investiert zu sein.
Learning: „In Stärke einsteigen“ ist erlaubt – sogar wichtig. Denn manche Trends laufen über Jahrzehnte und steigen weiter, auch wenn die Kurse schon hoch wirken.
ETF-Start für Anfänger: So baust du dein erstes Depot mit MSCI ACWI/FTSE All-World auf
Reihenfolge, die funktioniert: Schulden tilgen, Notgroschen, dann breit gestreute ETFs
Bevor es an die Börse geht, gilt das Prinzip: Finanzhaus in Ordnung bringen.
- Eventuelle Schulden (z. B. Dispo, Konsumkredit) abbauen – deren Zinsen sind fast immer höher als jede Aktienrendite.
- Einen Notgroschen zurücklegen – Faustregel: 3–6 Monatsausgaben. Das gibt Sicherheit und schützt davor, in einer Krise das Depot auflösen zu müssen.
- Erst dann startet man mit einem ETF-Investment, am besten per Sparplan.
So ist die Basis solide und die Börse wird nicht zum Stressfaktor.
MSCI World vs. FTSE All-World (ACWI): Welche ETF-Variante passt zu Einsteigern?
Die beliebtesten Einstiegsprodukte für langfristige Anleger sind breit gestreute, weltweite Indexfonds.
- MSCI World: Enthält rund 1.600 Aktien aus Industrieländern. Fokus auf USA (etwa 60 % Anteil).
- MSCI ACWI / FTSE All-World: Noch breiter, da zusätzlich auch Schwellenländer (Emerging Markets) abgedeckt werden. So sind rund 3.000–4.000 Aktien weltweit im ETF enthalten.
Für Einsteiger: Beide Varianten sind geeignet. Wer wirklich „alles in einem Produkt“ möchte, entscheidet sich eher für All-World/ACWI, da hier auch China, Indien oder Brasilien abgebildet sind.
Durch die extrem niedrigen Gebühren (oft <0,3 % pro Jahr) sind ETFs ideal für den Vermögensaufbau ohne Stress.
Sparplan-Playbook: Mit 50–100 € monatlich diszipliniert Vermögen aufbauen
Die wichtigste Erfolgsformel lautet: Dranbleiben statt Timing. Schon kleine Beträge wachsen mit der Zeit dank Zinseszinseffekt stark an.
- Startbetrag: Bereits ab 25 oder 50 € pro Monat möglich.
- Routine: Sparplan automatisch laufen lassen – so wird Börse zur Gewohnheit.
- Langer Atem: Wer 15–20 Jahre regelmäßig einzahlt, profitiert in der Regel von durchschnittlich 7–9 % jährlicher Marktrendite.
Ein Beispiel: 100 € pro Monat über 20 Jahre bei 7 % Rendite ergeben >50.000 € investiertes Kapital. Genau dieser Hebel durch Zeit ist das Erfolgsgeheimnis.
Das Schöne: Man muss keine „perfekten Aktien“ finden – ein einziger ETF reicht, um global und kostengünstig zu investieren.
Dividendenstrategie ohne Fallstricke: Qualität erkennen, Rendite richtig einordnen
Hohe Dividendenrendite ≠ Qualität: Diese Risiken musst du prüfen
Viele Anleger schauen bei Dividendenaktien zuerst auf die Dividendenrendite – je höher, desto besser, so die Annahme. Doch Vorsicht: Eine extrem hohe Dividendenrendite kann ein Warnsignal sein!
- Kursverfall: Oft steigt die Dividendenrendite, weil der Aktienkurs stark gefallen ist, während die Dividende (noch) konstant blieb. Das Unternehmen könnte in Schwierigkeiten stecken.
- Nachhaltigkeit: Ist die hohe Dividende überhaupt nachhaltig? Kann das Unternehmen sie auch in Zukunft zahlen oder muss es dafür die Substanz angreifen?
Tipp: Eine hohe Dividendenrendite sollte immer kritisch hinterfragt werden. Sie ist kein alleiniges Qualitätsmerkmal.
Dividendenwachstum und Kontinuität: Wichtige Qualitätsfaktoren auf einen Blick
Statt nur auf die aktuelle Rendite zu schielen, sind Qualitätsfaktoren entscheidend für eine solide Dividendenstrategie:
- Dividendenwachstum: Steigert das Unternehmen seine Ausschüttungen kontinuierlich über Jahre? Das deutet auf wachsende Gewinne und eine starke Marktposition hin.
- Kontinuität: Zahlt das Unternehmen seit vielen Jahren zuverlässig Dividenden, idealerweise ohne Kürzungen? Das zeigt Stabilität und Verlässlichkeit.
- Ausschüttungsquote: Wie viel Prozent des Gewinns schüttet das Unternehmen aus? Eine moderate Quote (z. B. 30–60 %) lässt Spielraum für Investitionen und Puffer in schlechteren Zeiten.
Unternehmen wie Alphabet oder Amazon haben lange Zeit keine oder nur geringe Dividenden gezahlt, sind aber durch Kurssteigerungen enorm gewachsen. Das zeigt: Nicht immer ist eine hohe Dividende der einzige Weg zum Erfolg.
Ausschüttung vs. Zinseszinseffekt: Was sich in der Aufbauphase wirklich lohnt
Gerade in der Vermögensaufbauphase ist es oft sinnvoller, auf den Zinseszinseffekt zu setzen, anstatt sich Dividenden auszahlen zu lassen.
- Reinvestition: Werden Dividenden automatisch wieder angelegt (thesaurierende ETFs oder Aktien), arbeiten sie sofort weiter und generieren neue Gewinne.
- Steuervorteil: Solange Gewinne nicht realisiert werden (also im Produkt bleiben), fallen keine Steuern an. Erst bei einer Ausschüttung oder einem Verkauf werden die 25 % Abgeltungssteuer (plus Soli, ggf. Kirchensteuer) fällig.
Für junge Anleger, die langfristig Vermögen aufbauen wollen, ist die Reinvestition von Gewinnen oft der effektivere Weg. Später, im Alter, kann man das Depot dann auf ausschüttende Produkte umstellen, um ein passives Einkommen zu generieren.
Dranbleiben in jeder Marktphase: Motivation, Routinen und historische Perspektive
Der wichtigste Schritt: Jetzt anfangen – klein, einfach, konsequent
Viele Menschen beschäftigen sich ewig mit Finanzliteratur, YouTube-Videos oder Foren, bevor sie überhaupt starten. Thomas betont:
Der wichtigste Schritt ist, überhaupt anzufangen.
- Starte mit kleinen Beträgen – schon 50 € im Monat sind besser als gar nichts.
- Praxis schlägt Perfektion: Erfahrung sammelt man nicht durchs Lesen, sondern durchs Investieren.
- Fehler am Anfang sind normal – solange sie mit überschaubaren Beträgen passieren, sind sie die beste Lernschule.
Warum die Märkte langfristig steigen: So hilft dir der Blick in die Historie
Ein Blick auf den S&P 500 oder MSCI World zeigt: Trotz Finanzkrisen, Kriegen oder Rezessionen geht der Trend über Jahrzehnte hinweg nach oben.
- Beispiel: Dotcom-Crash (2000–2003), Finanzkrise (2008/09), Corona-Crash (2020). In allen Fällen erholten sich die Märkte langfristig und erreichten neue Hochs.
- Wechselnde Champions: Mal Ölkonzerne, mal Tech-Giganten – wer breit investiert, ist automatisch bei den Gewinnern von morgen dabei.
Historische Charts geben Gelassenheit: Auch wenn es kurzfristig runtergeht, ist die Börse langfristig ein Motor für Vermögensaufbau.
ETF-Sparplan als Routine: Automatisieren, Schwankungen aushalten, Kurs halten
Disziplin ist leichter, wenn man Routinen schafft. Genau das leisten ETF-Sparpläne:
- Automatisierung: Fester Betrag wird monatlich investiert – ohne emotionale Entscheidungen.
- Schwankungen aushalten: Statt panisch bei Rücksetzern zu verkaufen, kauft man automatisch günstiger nach.
- Kurs halten: Nach 5, 10 oder 20 Jahren entfaltet sich der Zinseszinseffekt – die Basis für echten Vermögensaufbau.
Thomas rät: Sieh den Sparplan wie eine Art digitaler Dauerauftrag für deine Zukunft. So entsteht die größte Stärke des Anlegers: Durchhaltevermögen.
Fazit: Moderne Börse, klare Strategie – mit breiter Streuung und Geduld zum Ziel
Die Zeiten des hektischen Parketthandels sind vorbei – die heutige Börse funktioniert digital, effizient und stabil. Doch egal, ob digital oder analog: Die Grundregeln erfolgreicher Geldanlage bleiben zeitlos.
- Breit gestreut investieren statt auf Einzelwerte zu setzen.
- ETF-Sparpläne nutzen, um langfristig vom Wachstum der Weltwirtschaft zu profitieren.
- Emotionen im Griff behalten und auf Disziplin statt auf kurzfristige Hypes setzen.
- Qualität vor Renditejagd – besonders bei Dividenden. Mit Investing.com kannst du dir die Renditen der einzelnen Firmen, der letzten Jahre ansehen und mit dem Code „Investier15“ sparst du 15% Rabatt beim Abschluss einer Mitgliedschaft.
Thomas zeigt mit seiner Mischung aus Erfahrung (30 Jahre Börse) und dem frischen Format Börsen Bunch TV, wie man Finanzthemen verständlich und praxisnah vermittelt.
Wer heute anfängt, egal wie klein, hat die besten Chancen, in 10, 20 oder 30 Jahren von den Früchten des Zinseszinseffekts zu leben.
Suchst du nach weiteren Informationen, um mit dem Investieren zu beginne? Dann schau doch mal bei unserer Empfehlungsseite vorbei!
Disclaimer:
Dieser Artikel dient ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Die hier geäußerten Meinungen und Tipps sind die persönlichen Ansichten von den Interviewpartnern und uns und sollten nicht als Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Finanzprodukten verstanden werden. Jede Investition birgt Risiken, bis hin zum Totalverlust. Bitte informiere dich umfassend und hole gegebenenfalls professionellen Rat ein, bevor du Anlageentscheidungen triffst.
Über die Autoren:
Laura Podleska und Lukas Beisswenger sind die Stimmen hinter dem Podcast #investieroderverlier. Beide investieren selbst und haben zahlreiche Finanzprodukte getestet und machen Finanzen endlich verständlich, ehrlich und unterhaltsam. Ihr Ziel: Junge Menschen motivieren, ihre Geldanlage selbst in die Hand zu nehmen – ohne Fachchinesisch, aber mit Klartext und Community-Power.