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Fakten statt FOMO: So investierst du wirklich klug - Insights von Investment-Coach Maximilian Gamperling

Schluss mit Bauchgefühl und Hype-Hopping. Auf dem Börsentag Berlin traf Lukas auf Maximilian Gamperling — YouTuber, Investment-Coach und Verfechter des faktenbasierten Investierens. Statt blindem Vertrauen in den nächsten heißen Trend setzt Gamperling auf Zahlen, Daten und ein klares Regelwerk.

Sein Credo: Wer langfristig erfolgreich investieren will, braucht keine Glaskugel sondern einen Plan, Geduld und den Mut, auch mal gegen den Strom zu schwimmen. Im Gespräch erklärt er, warum so viele Anleger zu spät in Hypes einsteigen, wie ein solides Ankerdepot aussieht und warum selbst Trend-Investments mit Strategie funktionieren können.

Ob du gerade erst anfängst oder dein Portfolio auf solidere Beine stellen willst: Hier bekommst du den Fahrplan für cleveres, faktenbasiertes Investieren. Ohne Schnickschnack, dafür mit konkreten Tipps, die du direkt umsetzen kannst.

Das Problem: Warum die meisten Anleger zu spät dran sind

Kennst du das? Überall wird über KI-Aktien gesprochen, Quantencomputing ist plötzlich in aller Munde, Wasserstoff feiert sein Comeback – und du denkst: „Jetzt muss ich rein, bevor der Zug abfährt!“ Genau hier liegt das Problem. Denn wenn ein Thema bereits durch alle Medien geht, bist du meistens nicht früh dran – sondern spät. Sehr spät.

Die Hype-Falle hat in der Vergangenheit immer wieder zugeschnappt. Denken wir nur an den Cannabis-Boom, bei dem viele 2018/2019 auf dem Höhepunkt einstiegen, nur um den Absturz zu erleben, oder an die Wasserstoff-Welle 2020/2021, die viele auf dem Gipfel erwischte. Selbst bei fundamental starken Geschichten wie der Abnehmspritze von Novo Nordisk kauften viele zu spät und damit zu teuer ein. Das prominenteste Negativbeispiel bleibt Wirecard, eine vermeintliche Erfolgsgeschichte, die sich als Trugschluss entpuppte.

"Viel zu häufig wird irgendwelchen Themen hinterher gehandelt. Dann steht gerade irgendwas im Fokus – KI, Quantencomputer, früher war es Cannabis oder Wasserstoff. Und dabei ist man dann meistens zu spät dran, verpasst den Absprung."

Das eigentliche Problem ist nicht der Hype selbst, sondern dass die meisten ohne Plan, ohne Ausstiegsstrategie und ohne Blick auf die fundamentalen Daten einsteigen. Emotionen statt Fakten. FOMO statt Strategie. Die Lösung? Ein faktenbasierter Ansatz, der dir hilft, Substanz von reiner Story zu trennen.

Faktenbasiertes Investieren: Was heißt das konkret?

„Faktenbasiert investieren“ klingt erstmal nach trockenem Zahlenwerk. Im Kern geht es aber darum, vor dem Kauf die richtigen Fragen zu stellen. Das erste Grundprinzip ist, eine klare Strategie zu haben, bevor du auch nur einen Euro investierst. Du musst wissen, was dein Ziel ist, wie viel Zeit du hast und welches Risiko du tragen kannst. Ohne diese Klarheit wird jedes Investment zum Glücksspiel.

Zweitens geht es darum, das Unternehmen wirklich zu verstehen und nicht nur coolen Storys zu glauben. Schau dir an, wie sich der Umsatz und der Gewinn über mehrere Jahre entwickeln und ob die Margen besser oder schlechter werden. Ein dritter wichtiger Punkt ist der Fokus auf langfristige Trends statt auf Quartals-Hektik. Gamperling legt nahe, mindestens fünf bis zehn Jahre zurückzuschauen, um echte Muster zu erkennen.

Ein gutes Beispiel aus dem Interview ist Apple: Der Umsatz bewegte sich zuletzt seitwärts, doch der Gewinn stieg dank höherer Margen weiter an – ein Zeichen für ein solides Unternehmen. Im Gegensatz dazu steht Nestlé, wo der Umsatz rückläufig war und der Gewinn seit über zehn Jahren stagnierte. Obwohl die Aktie lange stieg, holten die Fundamentaldaten sie irgendwann ein.

„Wenn man einfach nochmal diesen Schritt weitergehen würde, die Fakten prüfen würde und vor allen Dingen auch erstmal eine eigene Strategie hat, einen Plan – dann würde man schon vieles vermeiden, was vielleicht an Schmerzen und Fehlern hochkommt.“

Der entscheidende Unterschied ist also, nicht blind in eine Story zu investieren, sondern bewusst in ein Unternehmen, dessen Entwicklung du verstehst.

Der Einstieg: ETF oder Einzelaktien – was passt zu dir?

Eine der häufigsten Fragen ist die nach dem richtigen Werkzeug. Die gute Nachricht: Es gibt kein Richtig oder Falsch – nur das, was zu dir passt.

Für Einsteiger und Pragmatiker ist der ETF-Sparplan oft die beste Wahl. Maximilian Gamperling ist da glasklar: „Wenn ich jetzt sage, okay, ich möchte überhaupt nicht viel an der Börse machen, mir macht das Thema vielleicht gar keinen Spaß oder ich habe gar keine Zeit dafür – dann ist doch ein ETF wunderbar.“ Die Minimallösung besteht aus einem breit gestreuten Markt-ETF, beispielsweise auf den MSCI World, der als Sparplan schon ab einem Euro eingerichtet und dann einfach laufen gelassen werden kann. Wichtig ist hierbei, die Finger von Themen-ETFs zu lassen, da man sonst wieder in die Hype-Falle tappt.

Wenn dir das Thema aber Spaß macht und du bereit bist, Zeit zu investieren, können Einzelaktien die richtige Wahl sein. Der Vorteil liegt darin, dass du gezielt in Qualitätsunternehmen investieren kannst, die zu deiner Strategie passen. „Wenn es einem Spaß macht und man eh nicht die Finger von Aktien lassen kann, dann kann man es auch gleich richtig machen“, so Gamperling.

Wer ist Maximilian Gamperling?

Maximilian Gamperling ist YouTuber und Investment-Coach. Sein Ansatz zeichnet sich durch einen langfristigen Fokus aus, der in Jahren statt in Quartalen denkt, eine tiefgehende fundamentale Analyse von Umsatz und Gewinn, ein ausgeprägtes Risikobewusstsein und einen erfrischenden Pragmatismus.

Sein eigenes Portfolio besteht aus einem Ankerdepot mit 28 Einzelaktien, einem kleineren Spaßdepot für Trends und etwas Gold. Er selbst sagt: „Tatsächlich habe ich keine ETFs selbst. Ich empfehle ETFs für Freunde und Familie – aber für mich investiere ich in Einzelaktien, weil es mir Spaß macht.“

Für Anleger, die tiefer einsteigen wollen, bietet er zwei Wege an. Der „Börsenkompass“ ist eine Online-Plattform mit detaillierten Analysen und Risikomanagement-Frameworks. Für eine intensivere Begleitung gibt es ein 6-Monats-Coaching, das Anleger dabei unterstützt, von einem Bauchgefühl-Portfolio zu einem strukturierten Ankerdepot zu gelangen.

„Da begleiten wir über sechs Monate Leute wirklich von A nach B – von einem wild aufgebauten Portfolio hin zu einem Ankerdepot.“

Hier gehts zu seinem YouTube-Kanal und seiner Website.

So baut Maximilian Gamperling sein Portfolio auf: Das Ankerdepot-Prinzip

Wie sieht ein Portfolio aus, das langfristig funktioniert? Gamperling arbeitet mit einem klaren System: Ein solides Fundament für den Vermögensaufbau, ergänzt um einen dynamischeren Teil.

Die Basis bildet das Ankerdepot, in dem der Großteil des Vermögens liegt. Das Ziel hier ist ein langfristiges, planbares Wachstum mit Qualitätsunternehmen. Ins Ankerdepot gehören ausschließlich Firmen, die ein nachhaltiges Umsatz- und Gewinnwachstum vorweisen, stabile oder steigende Margen haben und deren Geschäftsmodell du verstehst. „In meinem Ankerdepot habe ich aktuell 28 Werte. Das sind solide, langfristig wachsende Unternehmen“, erklärt Gamperling. Wichtig ist: Dies ist kein Trading-Depot. Hier wird mit Überzeugung gekauft und langfristig gehalten.

Die zweite Ebene ist das Spaßdepot. Hier verfolgt Gamperling mit deutlich weniger Kapital kurz- bis mittelfristige Strategien, um Trends zu begleiten oder Chancen zu nutzen. Dies geschieht aber immer mit einem klaren Regelwerk aus festen Positionsgrößen und einer vorher festgelegten Exit-Strategie. Die Trennung ist psychologisch extrem wichtig, damit kurzfristige Wetten nicht die langfristige Strategie gefährden.

„Ich weiß, da gehe ich jetzt heute rein, Quantencomputing zum Beispiel, und ich weiß, irgendwann wird diese Blase platzen – dann gehe ich halt wieder raus.“

Wie viele Aktien gehören ins Depot? Die Diversifikations-Frage

Wie viele Aktien braucht man, um gut diversifiziert zu sein, ohne den Überblick zu verlieren? Als absolutes Minimum sollten es 10 verschiedene Werte sein, um ein grundlegendes Klumpenrisiko zu vermeiden.

Der Sweet Spot liegt jedoch bei 20 bis 30 Aktien. Diese Anzahl bietet eine gute Streuung und ist gleichzeitig noch überschaubar genug, damit man jedes Unternehmen im Blick behalten und die Quartalsberichte verfolgen kann. Ab 30 Werten wird es für viele unübersichtlich.

Diversifikation ist aber mehr als nur die reine Anzahl. Es ist entscheidend, eine gesunde Streuung über verschiedene Branchen und Länder zu erreichen, die zur eigenen Strategie passt. Ein gut aufgestelltes Portfolio erkennt man also daran, dass es aus mindestens 10, besser 15 bis 25 Positionen besteht, wobei du jedes Unternehmen kennst und begründen kannst, warum es im Depot ist. Entscheidend ist, dass du alle Positionen noch sinnvoll im Blick behalten kannst.

Welche Fakten zählen wirklich? Die wichtigsten Kennzahlen im Check

Bevor du eine Aktie kaufst, solltest du dir ein klares Bild vom Unternehmen machen. Dabei geht es vor allem darum, die langfristige Entwicklung und die Profitabilität zu verstehen.

Ein zentraler Punkt ist die Umsatz- und Gewinnentwicklung über einen Zeitraum von fünf bis zehn Jahren. Wächst das Unternehmen kontinuierlich und nachhaltig? Schau dir die Trends an, nicht nur einzelne Quartale. Ebenso wichtig sind die Margen, denn sie zeigen, wie viel vom Umsatz als Gewinn hängen bleibt. Stabile oder steigende Margen sind ein Zeichen für Preissetzungsmacht und ein starkes Geschäftsmodell.

Der dritte entscheidende Faktor ist das Verständnis des Geschäftsmodells und des sogenannten Burggrabens. Du musst verstehen, was das Unternehmen genau macht und warum Kunden hier und nicht bei der Konkurrenz kaufen. Ein starker Wettbewerbsvorteil sichert die zukünftigen Gewinne.

Wenn du also die drei zentralen Fragen – zeigt das Unternehmen langfristiges Wachstum, sind die Margen stabil und verstehst du das Geschäftsmodell samt Wettbewerbsvorteil – mit einem klaren „Ja“ beantworten kannst, hast du einen starken Kandidaten für dein Ankerdepot gefunden.

Risikomanagement: Der oft vergessene Erfolgsfaktor

Jeder redet über Kaufen. Fast niemand über Verkaufen. Genau hier trennt sich die Spreu vom Weizen.

„Was mache ich, denn, wenn es bei dem Unternehmen mal nicht mehr so läuft? Wie schütze ich mein Kapital?“

Das erste Kernprinzip des Risikomanagements ist das Festlegen von Positionsgrößen. Lege für dich fest, wie viel Kapital du maximal in eine einzelne Position investieren möchtest, um dein Risiko zu steuern.

Zweitens solltest du Einstiegszonen definieren. Kaufe nicht blind zu jedem Preis, sondern entwickle ein Gefühl dafür, wann eine Aktie für dich attraktiv bewertet ist. So kaufst du nach Plan und nicht aus FOMO.

Das dritte und vielleicht wichtigste Prinzip sind feste Exit-Regeln. Definiere vorher, unter welchen Umständen du eine Aktie wieder verkaufst. Mögliche Gründe sind eine gebrochene Investment-These, sich strukturell verschlechternde Fundamentaldaten oder eine deutlich bessere Alternative, die sich für dein Kapital bietet.

Mentale Stärke und Geduld: Die unterschätzten Erfolgsfaktoren

Am Ende entscheidet nicht die beste Strategie, sondern ob du sie durchhältst. Der erste mentale Game-Changer ist, überhaupt ins Handeln zu kommen. Fang an, auch wenn es nur ein kleiner ETF-Sparplan ist. Perfektion ist der Feind des Fortschritts.

Der zweite Faktor ist Geduld. Erwarte nicht den schnellen Gewinn, sondern denke in Zeiträumen von zehn Jahren, nicht zehn Tagen. „Nicht den schnellen Gewinn von heute auf morgen sofort reich werden zu wollen, sondern eben auch mal zu schauen, was wäre denn über zehn Jahre überhaupt möglich“, rät Gamperling.

Drittens hilft es, die Börsengeschichte zu kennen. Wer weiß, dass es immer wieder zu Crashs kommt, gerät nicht in Panik, wenn es mal wieder so weit ist. Die Geschichte ist voll von Beispielen, vom Dotcom-Crash über die Finanzkrise 2008 und den Corona-Crash 2020 bis hin zum Zinsschock 2022. Wer langfristig investiert blieb, hat Geld verdient. Wer in Panik verkauft hat, nicht.

„Wenn man sich da einfach ein bisschen mit Börsengeschichte beschäftigt, mit Geduld, dann hat man schon sehr viel erreicht.“

Die Lektion daraus: Schwankungen sind der Preis für langfristige Rendite.

Fazit: Fakten schlagen FOMO

Weniger Bauch, mehr Backbone. Wer faktenbasiert investiert, baut sich ein robustes Ankerdepot, bleibt bei Trends gelassen und schützt sein Kapital mit klaren Regeln.

Die Essenz aus dem Gespräch:

  • Strategie vor Kauf: Wissen, was man tut und warum
  • Fakten prüfen: Umsatz, Gewinn, Margen, Geschäftsmodell
  • Diversifikation: 10–30 Aktien, gut gestreut
  • Risikomanagement: Positionsgrößen, Einstiegszonen, Exit-Regeln
  • Geduld: Denken in Jahren, nicht in Tagen

Das Ergebnis: Weniger Stress, mehr Substanz – und langfristig die besseren Chancen.

Wer nicht investiert, verliert. Wer planvoll investiert, gewinnt Resilienz und Rendite. 

FAQ

Entscheidungen auf Basis von Zahlen und Regeln treffen: Umsatz-/Gewinntrends, Margen, ROIC, Bewertung prüfen. Keine Bauchentscheidungen, kein Hype-Chasing.

Für Einsteiger: ETF-Sparplan (z. B. MSCI World) ist oft optimal. Für Fortgeschrittene mit Lust auf Analyse: Einzelaktien mit klarer Fundamentallogik.

Minimum 10. Praktikabler Bereich: 20–30 Titel, damit Monitoring noch machbar bleibt.

Das langfristige Fundament mit Qualitätsunternehmen, klaren Bewertungs- und Risikoregeln. Ergänzbar um ein kleines „Spaßdepot“ für Trends.

Nur mit Regelwerk (Einstieg, Positionsgröße, Exit). Nur im Spaßdepot, nicht im Ankerdepot. Erwarte kein perfektes Top – Trends entlüften langsam.

Mehrjahrestrends bei Umsatz, Gewinn und Margen; Kapitalrenditen (ROIC/ROE über 15%); Verschuldung (Net Debt/EBITDA unter 3); Bewertung relativ zur Historie.

Ja: Der „Börsenkompass“ (Plattform mit Analysen) und ein 6-monatiges Coaching mit individueller Begleitung vom Bauchgefühl- zum Regel-Depot.

Im Ankerdepot: Jahre bis Jahrzehnte – solange die Investment-These intakt ist. Im Spaßdepot: 6–18 Monate für Trends, mit klarem Exit.

Wenn die Fundamentaldaten intakt sind: Aussitzen oder nachkaufen. Wenn die These gebrochen ist: Verkaufen. Deshalb vorher Regeln festlegen!

Disclaimer:
Dieser Artikel dient ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Die hier geäußerten Meinungen und Tipps sind die persönlichen Ansichten der Interviewpartner und der Autoren und sollten nicht als Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Finanzprodukten verstanden werden. Jede Investition birgt Risiken, bis hin zum Totalverlust. Bitte informiere dich umfassend und hole gegebenenfalls professionellen Rat ein, bevor du Anlageentscheidungen triffst.

Über die Autoren:
Laura Podleska und Lukas Beisswenger sind die Stimmen hinter dem Podcast #investieroderverlier. Beide investieren selbst und haben zahlreiche Finanzprodukte getestet und machen Finanzen endlich verständlich, ehrlich und unterhaltsam. Ihr Ziel: Junge Menschen motivieren, ihre Geldanlage selbst in die Hand zu nehmen – ohne Fachchinesisch, aber mit Klartext und Community-Power.

 

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